Durch das Erlesene gerate ich in eine Mischform des Schreibens, meinem Verständnis nach wäre das Essay. Ich zwinge andere mit ihren Texten in die Rolle von Kritisierten und schwinge mich selbst zum Kritiker auf. In diesem Zwischenreich verwandeln sich die Menschen in die Bücher, die sie geschrieben haben, und Bücher verwandeln sich in Menschen. Der Essay als halbfiktionale Gattung zwischen Erfindung und Echtheit tritt in Verbindung mit Kritik in einem doppelten Sinn, nämlich Kritik an der Welt – vermessen an Kant Maß genommen – und der Kritik an all dem je Gelesenen bis zum Ende der Literatur.

Arasch Bastani spricht mit Otto Sinalco
Dialoge über die Krise
Gemeinsam gehen der Seelenarzt und der Geschichtsforscher dem Phänomen nach, wie in der Bananenrepublik im Herzen Europas von 2021 bis 2025 die globale Krise das Denken und Fühlen der Menschen von Grund auf zu verändern begonnen hat. Antworten werden gegeben, auf Fragen, die nie gestellt worden sind, Fragen werden aufgeworfen, deren Antworten schon festzustehen scheinen. Alles fügt sich zu einem höchst eindeutigen Ergebnis zusammen: Nichts ist das, was es zu sein vorgibt. Das Trügerische ist nicht Anschein, sondern Realität. Am vernünftigsten ist es immer noch, die Katastrophen in dieser fröhlichen Apokalypse einfach schon mit einem Blick a posteriori zu betrachten.

Mladen Savić
Kein Licht am Ende
Gernot Waldner (Herausgeber) Walter Fanta (Nachwort)
Essays, Prosaskizzen und Gedichte aus der Feder von Mladen Savić, während seiner Zwangsaufenthalte als Stipendiat und Gastfreund wider Willen in Klagenfurt 2020–2024 entstanden, nie im Wieser-Verlag herausgegeben und nicht wie versprochen mit einem Nachwort versehen. Aus bis heute nicht geklärten mysteriösen Gründen hat Savić das Lusthaus nie verlassen. Für das beim Wieser-Verlag geplante Buch mit Mladens For-Forest-Texten hätte es wohl kaum ein Publikum gegeben. Wenn ein Buch ein Vorwort oder ein Nachwort braucht, vermag entweder der Autor nicht auf eigenen Beinen zu stehen oder er lebt nicht mehr. Da ersteres nicht der Fall ist, muss für zweites gesorgt werden.

Andy Jelčić (Hg.)
Walter Fanta
Das Ende der Literatur
Anlässlich der unterbliebenen Verleihung des österreichischen Staatspreises für Literaturkritik versammelt die Festschrift zum 70. Geburtstag alle Besprechungen aus der Feder des Autors. Sie sind über mehr als dreißig Jahre hinweg neben dem zermürbenden Broterwerb um kargen Lohn verfasst und nicht immer veröffentlicht worden. Die kanonischen und die apokryphen Kritiken gemeinsam bieten ein Panoptikum der österreichischen Literatur einer Epoche. In seinem Einleitungsessay geht Walter Fanta der Frage nach dem Ende der Literatur nach. Der Herausgeber Andy Jelčić verrät in seinem Nachwort, wie man in Österreich staatliche Preise und Stipendien erhält, selbst der Staatspreis für Literaturkritik bleibt vor seinen Enthüllungen nicht verschont.

Stefan Kutzenberger
Unsinn Glauben
Kutzenberger ist ein Berufener. Er hätte Dorfpfarrer werden sollen und später Bischof in Brasilien. In diesem Buch folgt er der Spur der historischen Wahrheit. Wer waren sie wirklich, die charismatischen Religionsstifter? Moses, Jesus, Mohammed, Joseph Smith, Karl Marx, Adolf Hitler? Und wie konnte es geschehen, dass die historische Evidenz in der Erzählung der Anhänger so früh und entschieden zu fantastischen Konstruktionen mutierte, die von Massen von Menschen immer noch geglaubt werden, heute mehr denn je? Unsinn glauben – als Mechanismus dahinter erkennt der Autor das Grundprinzip der fiktionalen Literatur: Weil sich das vergangene wirkliche Geschehen entzieht, müssen wir das erfundene glauben.

gregor Keuschnig
Kärnten Science Fiction
Puschnig lebt! Die unterdrückten Tatsachen über die Umstände des tödlichen Unfalls von Jörg Haider am 11. Oktober 2008 samt Vorgeschichte haben eine Verlängerung bis in die Urzeiten und in eine Zukunft gefunden, in der Kärnten eine homoerotische Erbdiktatur geworden ist: Wer im Totenbett des vorherigen gefunden wird, ist nächster Landesaufpasser. Die Geschichte des lieblichen Landes mit seiner wirrköpfigen Bevölkerung erzählt sich selbst als groteske Mischung aus Geschichtsklitterung und politischer Satire mit phantasievollen Pseudomythen. Die reale Historie mit ihren nüchternen sozialhistorischen Fakten verschmilzt auf der Entdeckungsreise des jungen Kärntner Autors mit dem literatur- und kunsthistorischen Reichtum zur Wahrnehmung eines wahrlichen Wunderlands.